Was ist das Familiensystem und wie funktioniert es?
Zu dem (Familien-) System eines Menschen gehören unter anderem der Partner, die eigenen Kinder, die Herkunftsfamilie (Geschwister, Eltern, Großeltern....) und frühere Partner. Sowie im weiteren Sinne auch die Kollegen am Arbeitsplatz, Freunde oder Bekannte und auch Haustiere, manchmal auch Idole (z.B. Popstars).
Zwischen allen Systemmitgliedern besteht eine mehr oder weniger starke Bindung.
Bindung entsteht aber auch zwischen Tätern und Opfern. Denn starke Gefühle wie Hass, Liebe, Macht und Ohnmacht erhalten oft sehr starke Ver-Bindungen aufrecht.
Familienmitglieder mit außergewöhnlichem Schicksal (wie z.B. Ausschluss aus der Familie, Krankheit, früher Tod oder Missbrauch) haben in der Seele der anderen einen besonderen Platz, auch hier entsteht eine besondere Bindung.
Durch diese Bindungen fühlen sich Mitglieder, die einen Vorteil haben für die, die einen Nachteil (durch z.B. Krankheit, Unglück, Schuld) haben verantwortlich. Auch wollen jüngere und schwächere Systemmitglieder ältere und stärkere festhalten, ihnen manchmal sogar in den Tod nachfolgen.
Die "Ordnungen" des Familiensystems
Werden diese Ordnungen nicht eingehalten, entsteht ein Ungleichgewicht im System. Die daraus resultierende "Ersatzordnung" sorgt für eine Art Ausgleich. Dazu gehören auch die sogenannten Verstrickungen.
Die häufigsten Verstrickungen passieren zwischen Eltern und ihren Kindern
Da vor allem Kinder auf die Zugehörigkeit zum System angewiesen sind, tun sie alles, um die Liebe und Fürsorge der Eltern zu erhalten.
Eine extreme Anpassung wird häufig durch ein unbestimmtes Gefühl des Kindes, nicht gewünscht oder irgendwie nicht richtig zu sein, gefördet.
Oft bleiben diese Kinder ihren Eltern ein Leben lang treu, indem sie ihnen (unbewusst) ähnlich werden oder den Erwartungen des Elternhauses weiterhin entsprechen. Allerdings führt diese Treue oftmals dazu, dass ein Mensch sein Leben nicht nach eigenen Wünschen leben kann.
Auch aus bedingungloser Liebe heraus nehmen Kinder ihren Eltern (unbewusst) häufig schwere Schicksale ab, sie tragen an deren Leiden oder Unglück energetisch mit. Damit überfordern sie sich maßlos und verlieren viel Energie für ihr eigenes Leben.
Ebenso kann radikale Abwehr und Ablehnung von "Gepflogenheiten" des Elternhauses zu Blockaden im eigenen Leben führen.
Diese Ereignisse sind sogenannte Verstrickungen, die einerseits das Familiensystem ausbalancieren, das energetische System des Einzelnen aber stark belasten können.
Werden diese Verstrickungen in einer Familienaufstellung (mit Hilfe des Systembretts oder innerhalb einer Gruppenaufstellung) sichtbar bzw. bewusst gemacht und aufgelöst, werden wir frei, unsere Beziehungen und unser Leben in neue, eigene Bahnen zu lenken. Wir können uns von symbiotischen Beziehungen befreien und endlich in die Autonomie und Selbstbestimmung kommen.
Da auch das berufliche Umfeld ein soziales System ist, in dem es zu Verstrickungen kommen kann, können hier Familien-bzw. Systemaufstellungen hilfreich sein, um blockierende Dynamiken zu erkennen und aufzulösen.
Mehr dazu findest Du in meinem ausführlichen Artikel "Spielregeln des Familiensystems".
Bei einer Familienaufstellung werden -je nach Fragestellung- die Systemmitglieder (auch Haustiere), bestimmte Gefühle und/oder Lebensstrukturen (innere, wie äußere: z.B. Beruf, Ziele, Wünsche, Symptome, Ereignisse, inneres Kind...) der/des Ratsuchenden durch Personen aus der Aufstellungs-Gruppe vertreten.
Die Stellvertreter-innen spüren sich in die ihnen zugeteilte Rolle ein und können die Gefühle und Verhaltensmuster dieser Person/Struktur wiedergeben. Auch die Dynamik (Anziehung, Ablehnung, Distanz, Rangfolge, Sichtbarkeit....) zwischen den in Frage kommenden Systemmitgliedern und/oder den aufgestellten Strukturen kann auf diese Weise sichtbar gemacht werden.
Somit ist es u.a. möglich, unbewusste Gefühle, unterdrückte Wünsche, besondere Bindungen oder Ereignisse und Verstrickungen zu erkennen, die den Energiefluss im System der/des Ratsuchenden blockieren.
Im Laufe des Aufstellungsprozesses werden durch die Stellvertreter-innen verschiedene Perspektiven eingenommen und neue Erkenntnisse gewonnen. Durch lösende Sätze und verschiedene Rituale können notwendige und heilsame Anerkennungen und Würdigungen ausgesprochen werden, die neue Bewegungen in der Seele möglich machen und wieder eine gesunde Ordnung in das System bringen.
Durch bewusste Abgrenzungsrituale und die Rückgabe von fremden Zuständigkeiten und Schicksalen kann die/der Ratsuchende erstmals seinen eigenen Raum, sein eigenes (höheres) Selbst, in Besitz nehmen und sein Leben in neue, eigene Bahnen lenken.
Öffne neue Türen und lasse Dein Licht leuchten!!!